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SPIRITUALITÄT
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RUNDBRIEFE
Die Passio Domini
Unter dem Begriff “Passio Domini” (“Leiden des Herrn”) versteht man die Stunden des Leidens Jesu
von Donnerstag, 21 Uhr bis Freitag, 15 Uhr.
Wir suchen in diesen Stunden, den Umständen und Möglichkeiten eines jeden angepasst, eine angemessene Zeit in Gebet und Fürbitte zu verbringen und dabei zu betrachten, was Jesus für uns getan und gelitten hat, vor allem am Donnerstagabend und während Seiner drei Stunden am Kreuz. So nützen wir die besonderen Gnaden dieser Stunden, um uns mit Jesus in Seinem geistigen Kampf und Seinem Erlöserleiden zu vereinen.
Wir können diese Zeit allein oder gemeinsam mit anderen verbringen, in einer Kirche oder zu Hause, den Umständen entsprechend.
Gewiss kann man das Leiden des Herrn zu jeder Zeit betrachten. Es gibt jedoch einen Tag der Woche, an dem in besonderer Weise der Auferstehung gedacht wird, nämlich den Sonntag. An ihm bietet uns der Herr besondere Gnaden an, um an dem Heilsgeheimnis Seiner Auferstehung teilzunehmen. So gibt es auch Tage und Stunden, die in besonderer Weise auf das Geheimnis des Leidens hingeordnet sind, und an denen wir auf einzigartige Weise in dieses Geheimnis des Schmerzes und der Liebe eintreten können, betend, betrachtend und mit dem Herrn mitleidend. Dadurch können wir auf eine sehr tiefe Weise entdecken, wie wir unser Priestertum ausüben können, sei es das allgemeine Priestertum aller Gläubigen, sei es das Amtspriestertum der geweihten Diener des Herrn. Wir können uns geistig mit dem Erlösungswerk Christi, des Hohenpriesters, verbinden und an uns vollenden, was noch fehlt an Seinen Leiden für die Kirche, Seinen Leib. (vgl. Kol 1,24). Durch die Passio Domini wird unser ganzes Leben tiefer im Geheimnis und der Sendung der Kirche verwurzelt.
In der Treue zu dieser frommen Übung der Passio Domini offenbart sich unser tiefes Streben nach einem möglichst innigen Einssein mit dem Herrn Das geschieht nur durch eine Liebe, die fähig ist, mit Christus Prüfungen und Leiden zu ertragen. Darum mühen wir uns, unser Herz mit dem Herzen Jesu in Einklang zu bringen und unsere Intentionen mit den Seinen.
Die Passio Domini ist wie eine Einladung des Herrn an uns, Ihm in Seinem Leiden zu begleiten. Die Passio Domini „feiern“ bedeutet, dieser Einladung Folge leisten und das süße Joch Jesu auf uns zu nehmen, indem wir uns mit Seinem Ringen für die Rettung der Seelen verbinden.
Sicherlich sind es Stunden, in denen wir uns an das erinnern, was Jesus für uns getan und gelitten hat während der letzten Stunden Seines Lebens auf Erden. Aber die Passio Domini ist mehr als ein Sich Erinnern an Vergangenes. Darum suchen wir in diesen Stunden, uns mit dem Leiden Jesu in der Kirche und in der Welt, wie es sich in unseren Tagen ereignet, zu vereinen und so Sühne zu leisten für die heute begangenen Beleidigungen und Sünden. Es gibt so viel Zwietracht und Schwierigkeiten in der Kirche! Wie viel Leiden in der Welt umgibt uns täglich! Das alles wollen wir in diese Stunden mitnehmen, damit es zu einer Begegnung mit dem Leiden des Herrn kommt. Auf diese Weise werden durch unsere Teilnahme die Stunden der Passio Domini zu Augenblicken, in denen in vielen Seelen Erlösung geschieht durch das Blut Christi.
Wir können die verschiedensten Momente als Betrachtungspunkte nehmen, um uns inniger mit dem Herrn und Seinem Erlösungswerk zu vereinen.
Am Donnerstag:
– Wir können nicht genug danken für das Geschenk der Eucharistie und um Vergebung bitten für alle Vernachlässigungen, Beleidigungen, Schmähungen und Sakrilegien, durch die der Herr immerfort beleidigt wird.
– Wir können Jesus mit den Aposteln auf den Ölberg begleiten und im Herzen Seine Einladung aufnehmen:
„Bleibet hier, während Ich bete.“
– Wir können uns in Seine Todesangst vertiefen: „Meine Seele ist zu Tode betrübt“ und Ihn durch unsere Gegenwart trösten, sowie für die Sterbenden fürbitten: Herr Jesus Christus, um Deiner Todesangst willen, rette die Sterbenden.
– In diesen Stunden ließ der Herr Sich von einem Engel stärken. (Lk 22, 43). Wir können uns von diesem Engel inspirieren lassen und den Herrn durch unser Gebet, unser Einstehen und unser Ringen stärken, vor allem dann, wenn uns die Müdigkeit hart zusetzt und das Gebet zäh und schwer wird.
– In diesen Stunden hat Jesus Blut geschwitzt. Wir können um die Blutstropfen, die zur Erde fielen, (Lk 22, 44), bitten und so Gnaden erlangen, welche die Welt, die Kirche, die Seelen und wir selber brauchen.
Am Freitag:
– Am Freitag empfiehlt es sich, einen Kreuzweg zu beten. Auch die sieben Worte Jesu am Kreuz verdienen unsere besondere Betrachtung und Aufmerksamkeit.
– Immer jedoch, sei es am Donnerstag oder am Freitag, kann man eine andere Begebenheit während des Leidens des Herrn nehmen, wie zum Beispiel: den Verrat des Judas, die Verleugnung durch Petrus, die Verhöre, die Gefangennahme, die Verurteilung, Jesus vor Pilatus, die Geißelung oder die Dornenkrönung.
Zusammenfassung
So könnte man das, was die Passio Domini für uns ist, mit folgenden Worten zusammenfassen:
eine Einladung, die angenommen werden möchte;
ein Geheimnis, das es zu entdecken gilt;
eine spezifische und wichtige Sendung, die wir annehmen und immer tiefer leben sollen
in der Liebe CHRISTI, unseres Meisters,
nach dem Vorbild MARIENS, der Mutter unter dem Kreuz,
und in Vereinigung mit unseren himmlischen Brüdern, den heiligen Engeln.
Hinweis
Jeden Donnerstag übertragen wir die Passio Domini per Livestream